Europäische Nerze – doch keine Pelzmäntel?


Das Seminarfach „Zoo“ von Frau Wobker war zu Besuch beim EuroNerz e.V. in Hilter!

19. September 2022, ca. 13 Uhr Abfahrt vom Gymnasium Bersenbrück: 21 motivierte SchülerInnen und Frau Wobker begaben sich statt wie sonst in den Zoo Osnabrück auf die Reise Richtung Teutoburger Wald zum EuroNerz e.V. in Hilter. Als um 14:30 Uhr auch (fast) alle pünktlich auf dem Gelände von Wolfgang Festl angekommen sind, haben wir zunächst Herrn Festl persönlich kennengelernt. Er ist der Gründer des EuroNerz e.V.s und hat für seine Arbeit bereits das Bundesverdienstkreuz verliehen bekommen. Gleich zu Beginn unseres Besuches hat er uns von der Entstehung und den Hauptaufgaben des Vereins berichtet. Herr Festl selbst beschäftigt sich seit 25 Jahren mit Nerzen und hat den Verein 1998 in Osnabrück gegründet. Durch Forschungsarbeiten über Nerze und ähnliche Tiere an der Universität Osnabrück wurde er auf den Europäischen Nerz aufmerksam.

Nach dieser kurzen, aber informativen Einführung haben wir uns sein selbst erbautes Nerzgehege angeschaut, in welches wir aufgrund des „tollen“ Wetters (es regnete in Strömen) auch direkt hineingegangen sind. Das Gebäude besteht aus einem Mittelgang, in dem wir uns aufhielten und von dem aus die Tiere gefüttert, umgesiedelt und in Paarungsgehege gesetzt werden. Zudem verfügt das Innengehege über die ein Meter mal vier Meter großen Gehegen der Nerze. In einem dieser Gehege lebt in der Regel jeweils ein Nerz. Jedes Gehege ist mit einem Wasserbecken und Pflanzen ausgestattet (siehe Bild 1). Es wurde uns außerdem berichtet, dass der Verein zum Ziel hat, einen stabilen Wildtierbestand der hierzulande zuvor schon ausgestorbenen Tierart aufzubauen. Dafür übernimmt der Verein sämtliche logistische Aufgaben, wie zum Beispiel die Verpaarung der Tiere, den Transport trächtiger Fähen zwischen den Zoos/Tierparks, in denen sie ihre Jungtiere zur Welt bringen und als Artenbotschafter dienen, bis hin zur Auswilderung der Jungtiere. Da wir uns auch im Unterricht mit dem Thema Artenschutz und Auswilderung beschäftigen, haben uns besonders die neuen Erkenntnisse, die durch die Auswilderung gemacht werden, interessiert. Es ist allgemein noch zu wenig über Europäische Nerze bekannt, da diese leider oft in Verruf durch „Nerzfarmen“ geraten. Das Überraschende jedoch ist, dass Europäische Nerze gar nicht auf solchen Farmen gehalten werden. Bei diesen Farmnerzen handelt es sich um den Amerikanischen Nerz, der unter dem Namen Mink bekannt ist. Der Mink und der Europäische Nerz sind nicht sehr nahe verwandt. Dennoch kommt es eben leider oft zu solch einer Verwechslung.

Um mehr über die Nerze herauszufinden, notiert Herr Festl sich das Verhalten der Nerze genau. Bevor die Nerze ausgewildert werden, werden sie mit Sendern versehen, um ihre Aktivitäten in der freien Wildbahn zu verfolgen. Diese Sender sind nach einigen Forschungen an der Universität Osnabrück die beste Möglichkeit. So wurden auch Halsbänder oder Geschirre getestet, aber da Nerze große Gewichtsschwankungen innerhalb eines Jahres haben, wären die Halsbänder teilweise zu groß und im anderen Teil des Jahres zu eng. Eine in einem Tierpark aufgestellte These zum Thema Aufzucht von Nerzen konnte durch die Beobachtungen der Tiere nach einer Auswertung der Sender außerdem bestätigt werden.

Auch wenn viele unserer KursteilnehmerInnen die zu bestaunenden Nerze sehr niedlich fanden, stellte Herr Festl klar, dass es seiner Meinung nach für eine zielführende Beobachtung vonnöten sei, die Tiere mit Abstand zu betrachten und sie nicht auf deren „Niedlichkeit“ zu reduzieren. Deshalb haben die Nerze auch keine Namen, sondern werden mit Nummern identifiziert. Dabei wird zwischen den Geschlechtern unterschieden. So ist ein weiblicher Nerz (Fähe bzw. engl. female) zum Beispiel mit „F (Nummer)“ gekennzeichnet.

Uns wurde allen schnell bewusst, wie viel Zeitaufwand Herr Festl in den Verein steckt. Da ist es nicht übertrieben zu behaupten, er habe in seiner Rente nicht weniger zu tun als in seiner Zeit als Tierpfleger im Zoo Osnabrück. Wir denken es ist bewundernswert, dass Herr Festl so viel Arbeit, Zeit und vor allem Geld in diese Tiere steckt, denn er hat gerade zu Beginn sehr viel aus eigener Tasche finanziert, wie zum Beispiel die Gehege der Nerze.

Unseren Besuch, den wir bei erneutem Regen vor dem Watussi-Gehege (afrikanische Hausrinder) in Herrn Festls Garten beendeten, war ein voller Erfolg für alle.

Ein großes Dankeschön gilt Herrn Festl für die Zeit, die vielen Berichte und Geschichten!

Bild 1: Ein Nerzgehege zweier Rüden, welche eine Woche später ausgewildert werden sollen. Zuvor werden sie kurz vorher mit Lebendfutter angelernt. Hierfür bekommt der Verein eine Sondergenehmigung, denn Lebendfütterungen sind sonst strengstens untersagt.

Bild 2: Eine Fähe, die uns wohl genauso interessant fand wie wir sie!