Der Flüchtlings-Truck vom Internationalen Katholischen Missionswerk „missio“ aus Aachen hat im Juni 2015 am Gymnasium in Bersenbrück Station gemacht.
In den Medien ist „Menschen auf der Flucht“ mittlerweile ein alltägliches Thema: Kriege wie in Syrien, terroristische Anschläge wie sie z.B. Boko-Haram in Nigeria verübt, Milizengewalt im Südsudan, tausendfache Bootsunglücke im Mittelmeer, Lampedusa, überfüllte Flüchtlingsaufnahmelager hier in Deutschland, Diskussionen über Asylrecht, usw.. So sehr die Themen auch präsent sind, so sehr besteht die Gefahr, dass diese Dramen, Berichte und Diskussionen schon zur „Normalität“ und ausgeblendet werden.
Auch für viele Jugendliche ist das Schicksal der Mehrheit von Flüchtlingen weit entfernt vom Alltag. Mit dem Besuch des Trucks, der in seinem Innern eine multimediale Ausstellung mit Spiel- und Hörstationen beherbergt, sollte sich das ändern. Die Schülerinnen und Schüler drei achter und neunter Klassen und der Arbeitsgemeinschaft „Soziales Seminar“ des Gymnasiums Bersenbrück konnten in dem Truck eine Flucht selbst durchleben. Sie nahmen die Identität einer Frau oder eines Mannes aus der Region Ostkongo an. Acht beispielhafte Biografien standen zur Verfügung. Ihr persönlicher Ausweis wurde eine Postkarte mit einem QR-Code, der den Weg der Flucht festhielt. Ausgesetzt auf einem Markt in einer Kleinstadt begann ihr Schicksal. Gezwungen in kürzester Zeit die wichtigsten Dinge einzupacken, mussten sie sich an das Geländer eines Transporters hängen und über unwegsames Gelände fliehen. Sie wurden an einem unbekannten Ort ausgesetzt, um von dort nachts ihren Weg durch fremde Gebiete bis zum Erreichen eines sicheren Aufenthaltsortes zu finden. Endlich in Sicherheit erfuhren sie die Schwierigkeiten der Integration im neuen Umfeld in Bezug auf Wohnungs- und Arbeitsplatzsuche, finanzielle Versorgung und soziale Integration.
So sensibilisiert folgte durch zwei Referenten von „missio“ die Aufarbeitung der Erfahrungen aus dem Truck. So wurde der Unterschied von Flucht und Migration, Asyl, Menschenrechte sowie Ausbeutung thematisiert. Der Bürgerkrieg im Ostkongo finanziert sich durch den Abbau von Coltan, das in fast jedem Handy Verwendung findet, also auch in den Handys der Schülerinnen und Schüler. Das so „alltägliche“ und „normale“ Thema hatte eine neue Dimension bekommen. Lesen Sie auch den Artikel des „Bersenbrücker Kreisblatts“ vom 14.07.2015:
