„Seit 1928 nicht mehr so viel Optmismus!“ – Musical „Annie“


In den Vereinigten Staaten gibt es einen neuen Präsidenten. Die Menschen wissen nicht so recht, was sie von ihm halten sollen, und vielen ist der Optimismus abhandengekommen. Klingt nach Trump? Falsch, es geht um Präsident Roosevelt im Jahr 1933. Das am vergangenen Wochenende im Gymnasium Bersenbrück von Schülerinnen und Schülern aufgeführte Musical „Annie“, das im amerikanischen Original (Buch: Thomas Meehan, Musik: Charles Strouse) 1977 am Broadway Premiere feierte, zeigt, wie ein elfjähriges Mädchen eben diesen Roosevelt ganz nebenbei mit ihrem positiven Denken ansteckt und ihn schließlich zu den gesellschaftlichen Reformen inspiriert, die später als „New Deal“ bekannt werden. Aber der Reihe nach: Wer am Freitag die Premiere des Musicals unter Leitung von Frau von Wahlde-Biestmann, Frau Klaus und Frau Emse in der Aula des Gymnasiums besuchte, sah eine aufwändige Bühnendarbietung, bei der Orchester, Theater-AG und Chor gekonnt zusammen spielten, tanzten und sangen und eine bezaubernde Vorstellung boten, die das Publikum passend zur vorweihnachtlichen Zeit schließlich mit einer positiven Botschaft entließ: Seid zuversichtlich und freut euch auf morgen!

Genau dies ist nämlich die Haltung des namensgebenden Waisenkindes Annie (einfühlsam dargestellt von Laura Minneker und in der zweiten Aufführung ebenso entzückend gespielt von Carina Rehkamp), das auf der Suche nach seinen Eltern niemals verzweifelt und am Ende des Stückes ein glückliches Weihnachten in einem neuen Zuhause feiern darf. In einem Waisenhaus vor einer beeindruckenden Skyline von New York (Bühnenbild: Frau Plagge) lebt Annie zusammen mit anderen Mädchen unter der Aufsicht der selbstsüchtigen und strengen Leiterin Miss Hannigan (überragend interpretiert von Jennifer Mbossa), die es hasst, wenn jemand fröhlich ist, und dennoch erwartet, dass die Kinder sie lieben. Tun sie natürlich nicht! Im Gegenteil: Ihr Leben stinkt ihnen, wie sie in der deutschen Version des populären Liedes „It‘s a hard knock life“ singen,
Annie versucht vergeblich, dem Heim zu entfliehen, was aber erst gelingt, als ein Millionär Milliardär namens Warbucks (unbeschwert gespielt von Lukas Finke) beschließt, Annie über die Weihnachtszeit zu sich zu holen. Zuvor bietet sich noch Miss Hannigan, die sich offenbar auf Männersuche befindet, erfolglos selbst als Gast an, denn sie habe „noch eine Woche Resturlaub“. Obwohl auch Mr. Warbucks eher an Donald Trump erinnert, wenn er das Motto seines Aufstiegs verrät („Man muss auf dem Weg nach oben nicht nett sein, da man ja ohnehin nicht zurückkommt“), entpuppt er sich dennoch als Menschenfreund und Annie gefällt es in seinem Anwesen, das ihr so groß wie ein Bahnhof erscheint.
Die beiden freunden sich an und Warbucks beschließt, Annie bei der Suche nach ihren Eltern zu helfen. Ein Milliardär ist natürlich, sofern er nicht selber Präsident ist, zumindest mit diesem per Du. Warbucks stellt Annie Präsident Roosevelt (staatsmännisch gespielt von Johannes Hedemann) vor, der von ihrem Optimismus und ihrer Gutherzigkeit ganz angetan ist und diese Eigenschaften auf die Gesellschaft übertragen möchte. Das von ihm eingeschaltete FBI findet schließlich leider heraus, dass Annies Eltern verstorben sind.
Doch Annie verzagt nicht und ist froh, jetzt wenigstens Gewissheit zu haben, dass nicht Rooster (überzeugend verkörpert von Fatih Erdogan), der kriminelle Bruder der Waisenhausleiterin, und dessen Freundin Lily (wandelbar dargestellt von Lisa Borgerding) ihre Eltern sind, wie diese in Verkleidung vorgeben, um sich eine zuvor von Warbucks ausgelobte Belohnung von 50000 Dollar zu erschleichen. Die Betrüger einschließlich ihrer Anstifterin, Miss Hannigan, werden natürlich verhaftet. Die Kinder im Waisenhaus müssen nun nicht mehr arbeiten („juhu“), sondern bekommen Unterricht („iiih“), und Mr. Warbucks adoptiert die kleine Annie, damit sie von nun an immer bei ihm leben kann.
Am Ende des Stückes feiern Annie und ihre Freundinnen im Hause Warbucks ein für sie ganz neues Weihnachsfest mit Geschenken und vor allem mit echter Zuneigung. Als Zuschauer ist man gerührt und erleichtert und wünscht sich in Zukunft vielleicht auch eine kleine Annie in das Oval Office des designierten Präsidenten Trump. rd

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Lesen Sie auch den Artikel aus dem „Bersenbrücker Kreisblatt“ vom 29.11.2016:

Bersenbrücker Kreisblatt 29.11.2016
Bersenbrücker Kreisblatt 29.11.2016