„Vesuvius ante Portas“


Spannende Möglichkeit eines fachübergreifenden Unterrichts in den Fächern Latein und Geographie

 „Vesuv“ – Da denkt man unwillkürlich an die in der Antike untergegangenen, unter Vulkanasche und Bimsstein begrabenen Städte Pompeji und Herculaneum, deren heutige Ausgrabungen einen spannenden Einblick in das damals ausschweifend opulente Römerleben zulassen. Man denkt unwillkürlich an permanente, allgegenwärtige Gefahren, die sich aus der plattentektonischen Charakteristik dieser Region, in der die Afrikanische Platte auf die Eurasische Platte trifft, ergeben, und die wenig berechenbaren Eigenschaften, die von dem gefährlichen ca. 17.000 Jahre alten, 1281 Meter hohen „Hausberg“ Neapels ausgehen, eben dem Vesuv, diesem weltbekannten Schicht- oder Stratovulkan, dessen Unberechenbarkeit wie das griechische Damoklesschwert über der nach Rom und Mailand mit über einer Million Einwohnern am dichtesten besiedelten Region Italiens hängt. Boomender Tourismus, weltbekannte Weine und die noch bekanntere neapolitanische Küche: Dies alles, die ganze Region Kampanien kann jederzeit in einer erneuten Großeruption totaler Verwüstung anheimfallen.

Aus diesen Schlaglichtern erkennt der Leser zwanglos die höchst interessante Möglichkeit, einen spannenden, fachübergreifenden Unterricht zu kreiieren. Das dachten sich auch die beiden Fachobleute Edgar Barwig (Latein) und Peter Gahm (Geographie) am Gymnasium Bersenbrück, als sie im Kerncurriculum des Kultusministeriums den Auftrag lasen, ihre Fächer auf solche Möglichkeiten hin zu überprüfen.

Eine erste Möglichkeit ergibt sich in der Unterstufe der Klasse 6, wo in Geographie u.a. die Themen „Aufbau der Erde“ und „Endogene Kräfte“ stehen, die sich mit der Plattentektonik und deren Auswirkungen wie Vulkanismus, Erdbeben, Tsunamis sowie Faltengebirgsbildung beschäftigen. Regionen mit regem Vulkanismus sind, meist allen Gefahren zum Trotz, weltweit verstädtert und damit dicht besiedelt, gründend auf den fruchtbaren, aus Vulkanasche entstandenen Böden, welche vortrefflich für Landwirtschaft und Weinbau geeignet sind. Und hier kommt das Fach Latein ins Spiel. Themen wie antike Städte, antikes Stadtleben und Weinbau bzw. Landwirtschaft im Verlauf der Arbeit an den Lektionen können hier sehr schöne Fachübergriffe bieten, sodass die Schülerinnen und Schüler die Materie lateinisch-geographisch erschließen und damit eine spannende Horizonterweiterung erfahren. Lateinisch „mons“ heißt „der Berg“; ein „mons flammas evomens“, ein „Flammen ‚auskotzender‘ Berg“, ist ein Vulkan – die Römer liebten es drastisch. Was bei einem Ausbruch herauskommt, ist die „massa torrens“, die „fließende Masse“, der Lavastrom, bestehend aus „saxis liquefactis“ („verflüssigten Steinen“) und der „massa sulphurea“, der „schwefligen Masse“. Was schließlich alles bedeckt, alles erstickt nach einer „eruptio“, einem „Ausbruch“, das ist die „favilla“, die „Glutasche“, der Aschenregen, das sind die „pumices“, der „Bimsstein“, die Lava. Man sieht: Schon die Römer wussten genau zu beschreiben, was sich um sie herum ereignete.

Einen ersten Einblick und Hinweis auf die mögliche, künftige Zusammenarbeit der beiden Fächer erhielten Schüler und Eltern während des „Tags der offenen Tür“ am 17. März durch ein fachübergreifendes Plakat, das einen Ausschnitt aus besagten Themen optisch eindrucksvoll darbot. In folgenden Fachkonferenzen wird diese thematische Verzahnung ausgearbeitet werden, sodass ein für die Zukunft tragfähiges Konzept entsteht.