„Eine Kuh aus Beton!“ – Geographieexkursion der Klassen 9fa und 9lb in die Biogasanlage Ahausen


„Bionik“ ist eines der heute geläufigen Schlagwörter; ein Wort, das sich aus „Biologie“ und „Technik“ zusammensetzt. Kurz, der Mensch schaut sich Formen und Vorgänge aus der Natur, die sich im Laufe der Evolution entwickelt haben und deshalb nachhaltig erprobt sind, ab und verwendet sie in technischen Formen sowie Vorgängen im Alltag. Es stellt sich jetzt die Frage: „Wie kommt hier die Biogasanlage ins Spiel?“

Dazu zunächst ein Blick zurück auf das vergangene Unterrichtsgeschehen. Der Unterricht der neunten Klassen befasste sich im Zusammenhang mit dem Aufbau der Erdatmosphäre und den darin ablaufenden physikalischen Prozessen wie Energiefluss und Winden auch mit den Spurengasen und dem in den Medien allgegenwärtigen Problem „Treibhauseffekt“. Hier rückte u.a. das Spurengas „Kohlenstoffdioxid“ in den Fokus sowie dessen Stellung im globalen Kohlenstoffkreislauf. Unschwer konnte daraus die Problematik einer endlichen Energiegewinnung aus fossilen Energieträgern, d.h. Kohle. Erdöl und Erdgas, abgeleitet werden, mit dem Ausblick auf nachhaltige, regenerative Energiequellen, z.B. der Biogasanlage!

Und da es im Umfeld des Gymnasiums eine Zahl Biogasanlagen gibt, wurde über die persönlichen Kontakte der Schülerin Kira Wolff und Familie Hülsmann eine Besichtigung der Einmegawatt-Biogasanlage in Ahausen als Ergänzung zum theoretischen Unterrichtsstoff geplant. Hier gilt der Satz eines Tübinger Didaktikers, dass Exkursionen, sorgfältig vor- und nachbereitet, nachhaltige Eindrücke bei Schülerinnen und Schülern generieren und somit „das Salz in der Pädagogensuppe“ darstellen….

Und tatsächlich erwartete die Klassen ein hoch interessantes Potpourri aus Fakten und visuellen wie olfaktorischen  Eindrücken, fachmännisch arrangiert von Christian Rauf, dem Anlagenmanager und ehemaligen Bersenbrücker Gymnasiasten, und Herrn Möller, dem technischen Leiter der Anlage. Eine Biogasanlage muss man sich vorstellen, so Herr Rauf, wie einen großen Verdauungstrakt, sprich, vor allem Pansen, einer Kuh, in dem das Grünfutter, vor allem das langkettige Kohlenhydrat Zellulose, durch Myriaden von Bakterien sowie Protozoen aufgeschlossen und damit abbaubar wird. In der Biogasanlage Ahausen werden täglich etwa 50 Tonnen Maissilage als Hauptsubstrat in vier großen betonierten Fermentern, die mit Rührwerken ausgerüstet sind, unter Luftabschluss vergoren. Zusätzlich wird noch Gülle, die in den umliegenden Schweineställen anfällt, beigemischt. Die Schülerinnen und Schüler erhielten einen beeindruckenden Einblick durch ein Sichtfenster auf den Gasblasen werfenden, „brodelnden“ Fermenterinhalt, wobei der leicht säuerliche Geruch für sich sprach….. Die Erklärungen der beiden Profis machten anschaulich, dass der Abbauprozess bei Temperaturen zwischen 35°C und 45°C über vier Grundschritte abläuft und dabei die hochmolekularen Verbindungen des organischen Ausgangsmaterials über saure, organische Zwischenprodukte, u.a. Essigsäure, bis zum Methangas verläuft. Das Biogas wird anschließend entschwefelt, heruntergekühlt sowie entwässert. Über einen Biogasverdichter gelangt es dann, gereinigt durch einen Aktivkohlefilter,  in Blockheizkraftwerke, wo nach dem Prinzip der Kraft-Wärme-Kopplung – d.h., es wird gleichzeitig chemische Energie in zwei andere Arten von Energien umgewandelt – ein Gas-Otto-Motor betrieben wird, der mit Hilfe eines Generators elektrischen Strom produziert. Die Abwärme wird zusätzlich zu Heizzwecken in der Biogasanlage selbst, aber auch in Betrieben des Industriegebiets „Bersenbrück West“ als Fernwärmeheizung verwendet. Die Schülerinnen und Schüler zeigten ein sehr großes Interesse an den Vorgängen und stellten den Fachmännern z.T. sehr detaillierte, kompetente Fragen, die alle beantwortet wurden. Im Anschluss lud Renate Hülsmann beide Klassen zu einem Frühstück ein, was von allen Beteiligten mit großer Begeisterung goutiert wurde. Herzlichen Dank von dieser Stelle aus! Dank gebührt auch dem Schüler Felix Möller, dessen Seminararbeit „Funktion und Wirtschaftlichkeitsanalyse einer Biogasanlage“ wichtige Fakten lieferte. Begeistert war auch die Begleitlehrerin Maike Brockmeyer, nicht nur über das Fach Geographie mit seinen Möglichkeiten, von anderen Disziplinen wie Chemie, Biologie oder Physik zu partizipieren, sondern auch über den Wissenszuwachs und sie meinte, sie würde jederzeit wieder an einer Exkursion teilnehmen.

Gahm

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