Erna de Vries: Im Todeslager von Auschwitz


Erna de Vries hat das Todeslager Auschwitz überlebt. Sie hat es sich zur Aufgabe gemacht, jungen Leuten als Augenzeugin von der Verfolgung und den Gräueltaten im Nationalsozialismus zu berichten. Über ihren Besuch am Gymnasium Bersenbrück schreibt unsere Schülerin Sabrina Büscher (Jg. 11)

Auch dieses Jahr durften die Schüler der 10. Klassen des Gymnasiums in Bersenbrück wieder an der außergewöhnlichen Lebensgeschichte von Erna de Vries teilhaben. Passend zum Thema „Zweiter Weltkrieg“ im Fach Geschichte und zur Reichsprogromnacht, welche am 9. November 1938 stattfand, beehrt die 91-Jährige nun schon zum zweiten Mal die Schule, um aus ihrer Vergangenheit zu erzählen und den Schülern somit die unfassbaren Ereignisse zu Zeiten des Nationalsozialismus näherzubringen.

Denn Erna de Vries ist eine der wenigen Menschen, die den Todesblock 25 im Frauenlager von Auschwitz-Birkenau überlebt haben. Ihre Mutter sollte 1943 aus Kaiserslautern nach Auschwitz deportiert werden. Die bevorstehende Trennung von ihrer Mutter wollte Erna de Vries, damals noch Erna Korn, nicht hinnehmen und wurde so nach langen Diskussionen ebenfalls deportiert.

Wochenlang mussten sie unter unmenschlichen Lebensbedingungen arbeiten. So wurde Erna Korn sehr krank und schließlich für arbeitsunfähig befunden. Aufgrund ihres schlechten Zustands gelang sie mit dem Wissen, am nächsten Tag tot zu sein, in den Block 25 des Lagers. Den Todesblock.

Auf dem Weg zum sicheren Tod ließ sich Erna Korn im Chaos zwischen unzählbaren anderen Menschen auf die Knie fallen und betete: „Ich wollte noch einmal die Sonne sehen“, kurz darauf wurde ihre Nummer aus für sie unerklärlichen Gründen von einem SS-Mann aufgerufen, und so entkam sie dem Tod um Haaresbreite.

Nachdem die Schüler ihrem sehr detaillierten Vortrag aufmerksam zugehört haben, durften Fragen an Erna de Vries gestellt werden. Häufig wollten die Jugendlichen mehr über ihr Leben nach dem Krieg erfahren. Gefragt wurde zum Beispiel, ob Erna de Vries auch heute noch traumatische Erlebnisse aufgrund ihrer Vergangenheit hat und wie sie ihren Mann kennenlernte. Sie beantwortete den Schülern, erfreut über das große Interesse, alle Fragen.

Die Schüler zeigten sich ebenfalls sehr interessiert, als Erna de Vries ihnen anbot, ihre tätowierte Nummer, welche sie in Auschwitz erhalten hatte, aus der Nähe zu betrachten.

Der Anblick der großen Schülergruppe, die sich um Erna de Vries scharte, um ihren Arm anzusehen, beschreibt das Ziel, das sie mit ihren Vorträgen erreichen möchte. Erna de Vries wünscht sich, den Schülern dabei zu helfen, das Geschehene besser nachvollziehen zu können und somit zu verdeutlichen, wie wichtig es ist, dass so etwas nie wieder vorkommt.

Nach einem begeisterten Applaus verließ Erna de Vries die Aula der Schule und hinterließ den einen oder anderen sehr nachdenklich, aber vor allem bereichert an Wissen, von dem es sicherlich nicht selbstverständlich ist, es aus erster Hand zu erfahren.

Lesen Sie auch den Artikel aus dem „Bersenbrücker Kreisblatt“ vom 14.11.2014:

Bersenbrücker Kreisblatt 14.11.2014
Bersenbrücker Kreisblatt 14.11.2014