Feuernetze und Enzyme


Grundkursexkursionen zum Deutschen Institut für Lebensmitteltechnik DIL Quakenbrück und zur Kornbrennerei Wollbrink Bersenbrück

Stoffwechsel- und Immunbiologie – das sind biologische Oberstufenthemen, die den Kursschülerinnen und -schülern Einiges abverlangen…. Im Unterricht wimmelt es nur so von abstrakten Fachausdrücken, chemischen Formeln und komplexen, biochemischen Abläufen. Zur veranschaulichenden Ergänzung der grauen Theorie bieten sich einerseits zwingend Schülerexperimente, aber auch Exkursionen an, die zeigen, dass dieser Theorie auch im Alltag ein „praktischer Nährwert“, hier schon im wortwörtlichen Sinne, entwächst. Aus diesem Grund besuchte der Gk Bio 11 auf zwei Exkursionen zum einen das DIL in Quakenbrück, wobei hier Themen der modernen Analytik sowie Mikrobiologie mit Bezug Lebensmittelherstellung, -haltbarmachung bzw. -verderb nebst daraus resultierende, gesundheitliche Gefahren im Fokus standen und zum anderen die Kornbrennerei Wollbrink in Bersenbrück, die den Brückenschlag von der alkoholischen Gärung im Unterricht hin zur industriellen Spirituosenherstellung vollzog.

Doch der Reihe nach! Nach der kurzen Anfahrt mit der Nordwestbahn und einem längeren Fußmarsch bei 30 °C im Schatten war es sehr angenehm dem vortragenden Referenten im klimatisierten Hörsaal des DIL zu lauschen. Der Mikrobiologe Dr. Dietrich nahm die Gruppe in seinem spannenden, fast einstündigen Vortrag mit in die zum Teil bizarre Welt, der meist mit bloßem Auge nicht sichtbaren, lebensmittelrelevanten Mirkoorganismen, also Bakterien, Hefen und Schimmelpilze. „Diese können fast alles“, so der Vortragende, da sie auf diesem Globus an extremste Bedingungen angepasst sind und durch ihre Varianz an Enzymausstattungen so ziemlich alles verwerten können, was ihnen als Substrat geboten wird. Da gibt es hyperthermophile Bakterien wie das Feuernetz „Pyrodictium occultum“, das sich in heißen Quellen mit über 100°C, der Rekord steht momentan bei 121°C, aufhält und das im „Keim-O-Meter“ am anderen Ende stehende Bakterium „Polaromonas vacuolata“, das sich im Eismeer bei 0°C wohl fühlt. Auch konnte man sich der Ästhetik elektonenmikroskopischer Aufnahmen profaner Schimmelpilze nicht entziehen, die sich über ein Brot „hermachen“ und dessen Ingredienzien als Energieträger nutzen. Dieser „morbide Charme der Destruktion“ von Lebensmitteln hat allerdings oft seinen Preis, da dabei auch häufig für den Menschen gefährliche Gifte, wie beispielsweise das extrem gefährliche Nervengift Botulin des Bakteriums „Clostridium botulinum“ oder Schimmelpilzaflaoxine entstehen. Und da kommt das DIL ins Spiel. In der Lebensmitteltechnik ist es vor allem wichtig, selbige vor dem Verderb zu bewahren, also haltbar zu machen bzw. innovative Analyseverfahren wie Challenge-Test, PCA und ELISA zu entwickeln und anzuwenden, die solche „Übeltäter“ und ihre Produkte schnell identifizieren, bevor sie dem Menschen in Lebensmitteln gefährlich werden können. Höchst interessant war auch die anschließende Führung durch die Entwicklungslabore unter der Leitung von Herrn Biedermann, wobei sich die Gruppe mit Schutzkleidung versehen, wie eine Mischung aus Spuk und OP-Patienten ausnahm…… Hier wurden vor allem innovative Verfahren zur produktschonenden Haltbarmachung von Lebensmitteln vorgeführt wie die statische bzw. dynamische Hochdruckbehandlung mit einigen Tausend bar Überdruck oder der Einsatz von gepulsten, elektrischen Hochspannungsfeldern sowie Licht und die Stoßwellentechnik. Unter diesen Bedingungen haben auch hart gesottene Mikroben keine Chance!

Auch die zweite Exkursion versprach eine spannende Informationsergänzung zum Unterrichtsalltag, wo in Schülerexperimenten die alkoholische Gärung mit Hilfe von Hefepilzen mit anschließender Destillation des beliebten Produkts – dem Spiritus oder Weingeist – durchgeführt wurde. Nun konnten die Exkursionisten während der sachkundigen Führung durch Herrn Wollbrink mit eigenen Augen, aber auch olfaktorisch, wahrnehmen, wie klarer Korn über Glockenböden destilliert und angereichert wird, um nachher zu allerlei köstlichen Getränken mit Hilfe mazerierter Auszüge von Anis, Orangen usw. veredelt zu werden. Es war unschwer zu erkennen, dass viele dieser Spirituosen unseren Schülerinnen und Schülern von Feten her bekannt waren…… An dieser Stelle soll noch einmal den Referenten für ihren kompetenten Einsatz auch im Namen des Gk Bio 11 gedankt werden.

Peter Gahm