Wie das Gymnasium Bersenbrück feierte. NOZ Artikel von Martin Schmitz


Fliegen ohne Flugzeug: Gehrder Akrobatikgruppe „Showtime“ mit vielen Schülern des Gymnasiums Bersenbrück. Foto: Bernd Zur-Lienen

 

Bersenbrück. Der Jumbo ist 50 Jahre alt. Trotzdem fliegt er seine Passagiere bis zum Horizont und bringt sie wohlbehalten wieder auf die Erde: So feierte das Gymnasium Bersenbrück 50-jähriges Bestehen.

Weil 50 Jahre wie im Flug vergehen, so das Motto, begrüßte Falk Kuntze am Freitag nicht als Schulleiter die Gäste der Feierstunde, sonder als Flugkapitän. Lehrer-Piloten wie Günter Kuschel und Ex-Kapitän Peter Seeger waren an Bord des Fluges 10-20-30-40-50, Abgeordneten-Lotsen aus den Towern in Berlin und Hannover, ein Europa-Vielflieger, Flughafenbetreiber Landkreis, Bord- und Bodenpersonal aus dem aktiven Dienst und Ex-Flieger, die sich freiwillig mit ihren Spezialkenntnissen zum Dienst an Bord zurückgemeldet hatten.

Fluggäste der Airline „Gym BSB“: Hans-Gert Pöttering, Boris Pistorius, Anke Kusche, Falk Kuntze, Franz-Josef Bode, Matthiais Selle und Carolina Tilgner-Eichhorn. Foto: Jörn Martens

 

Schüler der Stunde null berichten von damals. Foto: Jörn Martens

Ausgestattet ist der Flieger wie ein Luxusdampfer. Eine Big Band mit wunderbaren Sängern spielte, ein vielseitiges Orchester, und ein Chor sang, der Pop kann mit Romantikschmelz. Flugbegleiter Christian Link und Vanessa Rössiger kündigen eine der besten Akrobatikgruppen Niedersachsens an, „Showtime“ aus Gehrde, mit vielen Gymnasiasten, die auch ohne Flugzeug fliegen können.

Und so sahen sie 1969 aus. Foto: Otto Lukeschewski

Das Bordkino zeigt Einspielfilme, in denen Gymnasiums-Urgestein Otto Lingens von der großen Fahrt nach Willigen erzählt, und Franz Brinkmann, wie Schülerscharen das Brandenburger Tor in Berlin auf den Bersenbrücker Platz versetzen.

Als das Bordtheater den Vorhang hebt, stellen Ex-Schüler die Stunde null des Gymnasiums nach, den ersten Schultag der 6c, festgehalten 1969 auf einem Foto im „Bersenbrücker Kreisblatt“. Susanne Fleddermann erzählt, wie ihr treuer Hund es bis in den Biologieunterricht schafft. Christiane Kolde hat immer noch die Songs und Gospels im Gedächtnis, mit denen Günter Kuschel Schülergenerationen Englisch beibrachte.

 Gaby Kien (Lukaschewski) hätte um ein Haar den Chemietrakt gesprengt, das Loch soll es noch geben. Hubert Thole erzählt von seinem Vater, dem ersten Schuldirektor Kurt Thole und seiner Mutter Marga, Deutschlehrerin. Als er sie im Unterricht siezt, „da lachte sich die Klasse halb tot“. Danach schwieg er lange Zeit, und seine Eltern benoteten seine mündlichen Leistungen ehrlich und unvoreingenommen mit sechs. 

An Bord gibt es mehrere Kapellen. Foto: Jörn Martens

In einem Einspielfilm berichtet Hans-Gerhard Heymel, wie das Frensweger Orchestertreffen mit den Gymnasien Melle und Lingen vor mehr als 25 Jahren zustande kam und wie seine Kollegen Grönniger, Suelmann und Wagner sich für das Musikfach ins Zeug legten.

Mechthild Dierks und Martin Wellmann erzählen von der Blütezeit des Theaters, mit zwei AGs, die Klassiker aufführten und moderne Autoren. Die Schüler brannten fürs Theater und konnten so eifersüchtig zusammenprallen wie Berufsschauspieler. Felix Lingemann schoben sie während einer Aufführung eine echte Kiste Bier unter statt des alkholfreien. Er exte sie, wie seine Rolle es verlangte.

 Heute ist er ein solider Geschäftsmann, schmunzelt Dierks. Drei Ehen sind aus der Truppe hervorgegangen.

Und sogar einen Chor. Foto: Jörn Martens

Stellvertretend für die vielen Vorzüge, die das Gymnasium heute zu bieten hat, stellt sich die Bläserklasse 6a in einem filmischen Rätsel vor.

Boris Pistorius nutzte das Bild vom Flieger am konsequentesten unter den Rednern, sprach von den Turbulenzen, die auf dem Flug zu meistern sind, und davon, dass für die Passagiere, die Schüler, „nach der sicheren Landung alles anfängt“. Doch seien Schüler bereit, sich aktuellen Herausforderungen zu stellen, zeigten Fridays for Future und Demos gegen Rechtsextremismus.

Zugleich sei die Arline Sinnbild moderner Schulpolitik, die Kosten rennen davon, im Luftraum wird es enger und gefährlicher, Personal ist knapp.

1969, als das Gymnasium gegründet wurde und Pistorius Abitur machte am Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasium in Osnabrück, das war ein Jahr großer Ereignisse. „Doch wenn wir uns erinnern, dann nicht an diese Ereignisse, sondern daran, mit wem wir zur Schule gegangen sind.“ In der Schule entscheide sich, „in welcher Gesellschaft wir leben wollen“.

Lehrerlegende Günter Kuschel bekam einen Extra-Applaus. Foto: Jörn Martens

 

Franz-Josef Bode erinnerte sich an ein Abitur 1969 im Kielwasser der Achtundsechziger-Revoluzzer, ohne Anzug und Abiball. Damals sei es um die Auseinandersetzung mit der Linken gegangen. Heute gehe es um die mit der Rechten, den Populisten und Schwarz-Weiß-Malern, die mit dem Feuer spielen. Gegen die einfachen Lösungen könne Schule differenzierte Angebote stellen und „die Sehnsucht wecken, immer weiter zu fragen“, so der Osnabrücker Bischof.

Das nächste Mal aber bitte mit Mütze und Schulterstreifen, Flugkapitän Kuntze. Foto: Jörn Martens

Anke Kusche empfand die bunte Feier als eine der schönsten, die sie je erlebt habe. „Auf dem Weg zwischen Schule und Kirche darf niemals Gras wachsen“, warb sie als Vertreterin des evangelischen Kirchenkreises Bramsche für ein intensives Miteinander.

Kreisrat Matthias Selle bekräftigte, der Landkreis Osnabrück sei Bildungspartner, der nicht nur in Bauten investiere: „Bildung ist das Wichtigste, was wir der nächsten Generation mit auf den Weg geben können.“

Uta Wielage von der niedersächsischen Direktorenvereinigung versprach eine Flatterulme als Gastgeschenk. Wenn die Pflanze den richtigen Standort und genügend Wasser bekomme, „wächst sie in jungen Jahren um zwei Meter pro Jahr.“ Ein Sinnbild für den Schüler, und für die Aufgabe des Lehrers.

Was wäre die Schule ohne Eltern, schmunzelt Carolina Tilgner-Eichhorn. 150 Angebote zum Kuchenbacken und 50 Helfer bekam die Elternsprecherin für die Cafeteria auf dem Schulfest am Samstag ab 14 Uhr zusammen. Gute Eltern bereiten ihren Kindern nicht den Weg, sonder ihre Kinder auf den Weg vor, lautet ihr Credo.