„Maisspace“ – Ein Ort, an dem der Mais den Ton angibt!


Erdkundeexkursion der Klasse 9c in die Biogasanlage Ahausen

„Formen des Ressourcenmanagements – Globale Verflechtungen im Span-nungsfeld von Ökonomie und Ökologie“! Was als Unterrichtseinheit im Fach Erdkunde in den Jahrgängen 9/10 zunächst sehr voluminös, für manchen Leser auch recht nebulös daherkommt, entpuppt sich bei genauerem Hinsehen als ein sehr griffiges und vor allem hochaktuelles, spannendes Thema! Dreht es sich hier doch u.a. um die unterschiedlichsten, global vorkommenden Rohstoffe und Energieträger sowie deren Verfügbarkeiten, Reichweiten, Fördertechnologien und Konfliktpotenziale. Besonders medienpräsent ist das Spannungsfeld von fossilen Energieträgern (Erdöl, Braun- und Steinkohle) – zumal die letzten beiden noch aktiven Kohlezechen Deutschlands (u.a. Ibbenbüren) vor dem Aus stehen – und den regenerativen Energien (Photovoltaik, Wasserkraft, Geo-thermie, Windenergie und Biomasse), die stark auf dem Vormarsch sind und im deutschen Strommix schon über ein Drittel der Bruttostromerzeugung bestreiten.
Nach intensiver Vorbereitung der Klasse per Referat kulminierte die Unter-richtseinheit in der Besichtigung der Biogasanlage in Ahausen.
Nähert man sich dem Anlagengelände, so werden nach Verlassen des Busses quasi überfallartig alle Sinne beansprucht. Neben den optisch beeindruckenden, riesigen, kreisrund betonierten, grün gestrichenen, grau beplanten Fermentern, die an gestrandete Ufos erinnern und damit das Auge dominieren, wird der Geruchssinn von einem über der Anlage liegenden, frischen, leicht säuerlichen, sauerkrautähnlichen Duft, den die beiden mächtigen Maissilagemieten verströ-men, beansprucht, unterlegt vom tiefen Brummen des PS-starken Zwölfzylinder-methanmotors eines Blockheizkraftwerks, in dem das Biogas in Strom bzw. Wärme umgewandelt wird.
Dass es sich bei einer Biogasanlage um ein Hightec-Arrangement aus Biotech-nologie, chemischen Prozessen und angewandter Physik handelt, wurde den Schülerinnen und Schülern der Klasse 9c im Laufe der Führung schnell klar.


Zunächst, so wurde erklärt, wird das Substrat, der Mais, in mit Planen abgedeckten Mieten unter Luftabschluss bakteriell vorvergoren, um dann als „Futter“ für ein Myriadenheer von Mikroorganismen in den Fermentern zu dienen. Diese Vorbehandlung hat den Zweck eines mikrobiellen Aufschlusses der komplex zusammengesetzten Biomasse, wobei vor allem Milchsäure und in Folge Essigsäure entsteht, die dann in den Fermentern von den Bakterien zur eigenen Energiegewinnung leichter in Methangas zerlegt werden kann. Diese Maissilage wird im kontinuierlichen Gärbetrieb in regelmäßigen Abständen per Radlader in die Fermenter gefüllt, um dort in vier Phasen einer Nassfermenta-tion vor allem von Mikroorganismen der mit den Bakterien entfernt verwandten Gruppe der Archaeen mit den klangvollen Namen „Methancocci“ oder „Methanobacter“ unterzogen zu werden. „Nomen est omen“, meinte das Biogasanlagenteam und demonstrierte die dem Kuhpansen nicht unähnlichen Abläufe in einer mit flüssigem Gärsubstrat prall gefüllten unter Methangasdruck stehenden Plastikflasche. Die Kunst des Handlings eines kontinuierlichen Nass-fermenterbetriebs liegt im optimalen Gestalten des Zusammenspiels von Substratart und Substratmenge, der Fermentertemperatur – die Bakterien „fühlen“ sich am wohlsten bei „muggeligen“ 30 – 45 °C – des pH-Werts sowie der Rührwerkeinstellung. Dann, so erfuhren die Exkursionsteilnehmer, können aus einer Tonne Maissilage etwa 200 m3 energiereiches Methangas gewonnen werden, das dann getrocknet und entschwefelt der Energiegewinnung dient. Der Gärrest aus den Fermentern wird in Ahausen in einem höchst innovativen, physikalischen Unterdruckverfahren, entwickelt in Zusammenarbeit mit einem Leibnizinstitut, entwässert und anschließend pelletiert, um dann als hoch-wertiger Dünger zu dienen.
Hier sei dem Team um den Anlagenmanager Christian Rauf, übrigens ein ehemaliger Abiturient des Gymnasiums Bersenbrück, herzlich für die um-fassende, sehr spannende Führung gedankt. Wieder einmal wurde deutlich, betonte abschließend der Exkursionsleiter und Erdkundelehrer Peter Gahm, dass es sich lohnt, im Chemie-, Biologie- und Physikunterricht genau hinzuhören, um dann dieses Wissen fachübergreifend in Erdkunde einsetzen zu können.