Mit dem Spaten durch die Horizonte – eine Bodenexkursion in die Bersenbrücker „Freude“


„Boden ist das mit Wasser, Luft und Lebewesen durchsetzte, unter dem Einfluss der Umweltfaktoren an der Erdoberfläche entstandene und eine eigene morpho-logische Organisation aufweisende Umwandlungsprodukt mineralischer und organischer Substanzen, das in der Lage ist, höheren Pflanzen als Standort zu dienen.“ An dieser umfassenden Bodendefinition nach Hirt „Bodenkunde in Stichworten“ ist unschwer zu erkennen, dass man sich in der Bodenkunde nicht auf dem alltäglichen Laminat- oder Parkettboden bewegt, sondern auf einem höchst komplizierten Produkt, das sich im Bersenbrücker Raum seit dem Abschmelzen einer beeindruckend großen Gletscherzunge nach der Saaleeiszeit in über 100.000 Jahren gebildet hat.

Böden waren seit geraumer Zeit Unterrichtsthema im 11er-Kurs „Deutschland in Europa“, wo es um die naturgeographische Ausstattung Deutschlands und die landwirtschaftliche Nutzung ging. So waren die 18 Schülerinnen und Schüler des Grundkurses Geographie unter der Leitung ihres Kursleiters Peter Gahm sehr erfreut, einmal der grauen Theorie des Erdkundesaals entrinnen zu können, um in der „Freude“, einem stadtnah gelegenen Wald, sprichwörtlich tiefer in die Materie einzutauchen…..

Denn um der Genese, also der Entwicklungsgeschichte, eines Bodens auf die Spur zu kommen, muss man Bodenprofile ergraben, „Gruben“ von etwa einem Quadratmeter, die bis zu 1,50 Meter tief sind. Und das geht in die Arme!!

So war der Kursleiter, „bewaffnet“ mit einem Spaten, erleichtert, dass ihm diese Arbeit vom Revierförster Hermann Bönisch schon abgenommen worden war….. Herr Bönisch erläuterte sehr anschaulich und schülerverständlich unterhaltsam die vertikale Zonierung, die so genannten Bodenstockwerke oder Horizonte, eines klimaphytomorphen Bodens, hier der „Braunerde“ und dessen Entwicklungsgeschichte sowie Nutzung. Dieser Boden des gemäßigt-humiden Laubwaldklimas ist die Basis des fruchtbaren Artlandes und wurde schon früh nach der Rodung der Wälder unter den Pflug genommen. Hierbei wurde auch auf die frühe Düngungsmethode der Plaggendüngung, einer einfachen Grassodendüngung, eingegangen. Im Vergleich zur Braunerde sprach Herr Bönisch noch die „Pseudogleyböden“ im Haseumfeld an, die als Stau-wasserböden hauptsächlich in der Grünlandwirtschaft, sprich: Weidewirtschaft, genutzt werden. Sehr spannend waren auch seine Ergänzungen über die Biodiversität und Nutzung heimischer Wälder, wobei hier in der „Freude“ auch zusätzlich die Nutzung durch das Zisterzienserinnenkloster, das 1231 gegründet wurde, eine große Rolle spielte. Noch heute kann man Reste von Fischteichen erkennen, die dem Kloster den Karpfennachschub sicherten.

An dieser Stelle sei Herrn Bönisch auch im Namen des Kurses noch einmal für seinen den Unterricht ergänzenden Beitrag herzlich gedankt!      Gahm